Patellaspitzensyndrom: Hör auf dich zu dehnen!

Ich weiß, ich weiß, du hast Knieschmerzen oder ein diagnostiziertes Patellaspitzensyndrom und jeder erzählt dir, dass du es mal mit Dehnen probieren sollst. Liebscher und Bracht erzählen es. Dein Arzt und vielleicht auch dein Physio raten es dir.

Den Quadrizeps zu dehnen soll endlich dazu führen, dass die Schmerzen direkt unterhalb der Kniescheibe weg gehen – das Problem ist, sie gehen nicht weg. Oder wenn, nur kurzfristig.

Ich kann das absolut verstehen. Ich habe selbst ein Patellaspitzensyndrom gehabt. Häufig hat man ein Spannungsgefühl auf dem vorderen Oberschenkel. Das Bedürfnis danach, diesen zu Dehnen ist unter Umständen echt groß (Bei mir entstand immer abends beim Zähneputzen oder Kochen ein starkes Spannungsgefühl).

Vielleicht ist es sogar danach kurzfristig besser. Langfristig geht es davon aber nicht weg.

DENN: Dafür fehlt das essentielle Element, was dafür sorgt, dass die Patellasehne wieder gesund, bzw. schmerzfrei wird: eine erhöhte Belastbarkeit. Und die bekommst du nicht über Dehnen, sondern über progressives Training – angepasst an deinen Schmerz.

Vielleicht kennst du sogar jemanden, der seine Schmerzen durch Dehnen wegbekommen hat. Aber dann sage ich dir: derjenige hatte kein Patellaspitzensyndrom!

Bei einer besonders gereizten Form kann Dehnen auch für noch mehr Irritation an der Sehne sorgen! Ich selbst konnte in den ersten Wochen mein Knie gar nicht so stark anwinkeln, dass eine Dehnung möglich gewesen wäre. Hätte mir jemand zum Dehnen geraten, hätte ich ihm vermutlich eher eine verpasst

Ist Dehnen in der Reha also absolut nutzlos?

Nicht zwangsläufig, in späteren Phasen der Reha kann Dehnen dazu genommen werden. Eine Studie von Dimitrios et al. 2012 fand ein besseres Ergebnis für exzentrisches Training plus Dehnen, als bei reinem exzentrischem Training.

Dennoch rate ich dir eher von Dehnen ab und empfehle dir, dich eher auf eine schrittweise Erhöhung deiner Belastbarkeit zu konzentrieren.

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